Unendliche Weiten – Besuch in Bremen

Die Ohm F ist vielen HiFi Veteranen zumindest dem Namen nach noch bekannt. Ganz am Anfang der Entwicklung stand allerdings die Ohm A, von der weltweit vielleicht 25 bis 30 Paare hergestellt wurden. Alleine die technischen Daten klingen so exotisch, dass man sich fragt, wie dieser Lautsprecher wohl geklungen haben mag.

Rundumstrahlender Biegewellenstrahler mit Kegelmembran Material: Titan für die Höhen und Aluminum mit zwei Steigungen für Mittelton und Bassbereich
Breitbandprinzip ohne Frequenzweiche. Deckt den gesamten Hörbereich von 16 Hz-22 KHz it einem Wandler ab.

Leistungsbedarf: 500 W für einen Betrieb mit hoher Lautstärke im normalen 30 qm Wohnraum. Möglichst sauber, um den grossen Treiber unter Kontrolle zu halten. Und das 1973, als die meisten Verstärker zwischen 5 und 20 W pro Kanal verfügten!

Nun, zum Glück gibt es noch ein Paar in Deutschland, das tatsächlich funktioniert. Da lag es natürlich nahe mit unseren Ambasadoren in Hamburg und Bremen und dem stolzen Besitzer der Ohm A einmal einen Generationenvergleich anzuvisieren.

Auf nach Bremen also, mit einer 5000 IS im Gepäck! Vor Ort wurden wir schon erwartet von der 1000 IS unseres Ambassadors Frank Dudenhöfer. Ralph Eitelbach steuerte seine hervorragend erhaltene Ohm F bei, und unser Ohm A Freund ein Pärchen Accuphase M 100, die über ausreichend Kraft und Antrieb für jeden Lautsprecher verfügt.

Als Quelle diente unser bewährter Rega Apollo, mit dem Nakamichi CA 7 E als Vorverstärker.

Gleich nach dem Aufbau kamen die ersten Besucher aus der Umgebung, und schon ging es los: Die Ohm F überzeugte mit ihrem typischen runden Klang, tiefen Bässen, sehr kontrolliert an der M 100, mit guter Dynamik und einer sehr weiten Räumlichkeit. Gehört wurde mit verschiedenstem Musikmaterial, mitgebracht von unseren Gästen. Natürlich auch mit unseren Referenzeinspielungen zum Beispiel von der Voices and Instruments CD.

Direkt nach der F stellten wir auf die 1000 IS um und spielten die zuletzt über die F gehörten Stücke an. Um die Umbaupause nicht zu lange auszudehnen wurde der Lautstärkabgleich durch subjektiven Höreindruck hergestellt. Im ersten Moment fiel auf, dass der Klang der 1000er etwas weniger voluminös ausfiel im Vergleich zur F. Ablösung des Klangs vom Lautsprecher und Räumlichkeit waren aber durchaus auf ähnlichem Niveau. Die vertikale Ausdehnung der Bühne war insgesamt kleiner, vermutlich auf den deutlich kleineren Treiber zurückzuführen. Erstaunlich war das Tiefbassverhalten der 1000er: Nicht nur im Bezug auf die Grösse des Lautsprechers sondern auch absolut war sie im Tiefgang durchaus vergleichbar mit der Ohm F. Die Sauberkeit und Ruhe die die 1000er hier rüberbachte, zeigte deutlich, was gue Musikwiedergabe ausmacht: Die Pausen und das Abklingen der Töne im Raum. Das war zu einem guten Teil der M 100 gedankt. An den digitalen Leistungsanzeigen der M 100 war der Leistungsbedarf schön abzulesen: Er lag bei der 1000er zwar unter dem der F, betug in der Spitze in dem 30 qm Raum mit gehobener Lautstärke doch auch schon einmal an die 100 W.

Zwischendurch versorgte uns die Herrin des Hauses mit Suppe und Schnittchen, sodass wir gestärkt den nächsten Umbau angehen konnten.

Die 5000 IS, der Urenkel der Ohm F, war an der Reihe. Zunächst noch mit zuviel Bass seitens Steuereinheit eingestellt-unser Studio in Horb hat dank Holzdecke eine starke Bassabsorption-wurde dann der Basspegel im Laufe der Hörsession reduziert. In puncto Räumlichkeit und Grösse der Bühne war die 5000 IS der Ohm F sehr ähnlich, wie auch in früheren Vergleichen schon festgestellt. Der Hauptunterschied lag im Bereich Sauberkeit und Auflösung, wo sie nach meinem subjketiven Eindruck dann doch die Nase vorne hatte. Auffällig war der deutlich geringere Leistungsbedarf, natürlich gegenüber der F, aber auch gegenüber der 1000 IS. In Summe also bisher die beste Vorstellung in den Räumen unseres Bremer Ambassadors.

Um die Ohm A zu hören, dürften wir dann einen kleinen Ausflug innerhalb Bremens unternehmen-Schätze sind ja meistens versteckt. Diese Exemplare haben schon eine gewisse Geschichte und sind seit mehr als 10 Jahren nicht mehr von ihrem Platz bewegt worden.

Deshalb haben wir ihnen die Reise erspart.

In einem kleinen aber feinen, extra eingerichteten Hörraum stehen zwei 71 cm hohe Lautsprechergehäuse mit ca 59 x 59 cm Grundfläche in edelsten amerikanischen Walnussholz. Darauf mit 46 cm Durchmesser jeweils ein in Handarbeit gefertigtes Labormuster des grössten Original Walsh Treibers der je hergestellt wurde. Gesamthöhe 120 cm. Alleine der Anblick lässt selbst abgebrühte HiFi-isten das Herz höher schlagen. So etwas wurde eben nur während der Blütezeit der High Fidelity gebaut.  Genau wie die Endstufen, die hier schon warmgelaufen waren: McIntosh 275, Originale aus den 1960ern.

In einem anderen Raum, betrieben an einer anderen Vor und Enstufe und gespeist von einem anderen CD-Player war an einen direkten Vergleich mit den vorher gehörten Systemen nicht zu denken, lediglich der Gesamteindruck zählt hier.

Unendlich tiefer Bass ohne Dröhneffekte, vollkommen leichte Wiedergabe und ein grenzenloses  Panorama, das sich beliebig weit nach hinten erstreckt, sind die Eindrücke, die sich mir eingeprägt haben. Das erstaunlichste ist zweifellos, dass sich der Klang vollständig von den Lautsprechen löst trotz der gewaltigen Grösse der Schallwandler  und obwohl man nur knapp 2m Hörabstand hat. Mühelos projezieren diese Systeme einen Kirchenchor samt Kirche –nein eben nicht in den Hörraum. Sie spannen die Kirche so realistisch auf, dass man die Begrenzungen durch die Raumgrösse vergisst und tatsächlich den Eindruck bekommt in einer Kirche zu sein.

Derselbe Eindruck bei der Wiedergabe eines Gewitters: Das tiefe Grollen hat überhaupt nichts mit der Effekthascherei vieler Surroundanlagen zu tun. Es rollt einfach unerbittltich auf einen zu, und man sieht den Himmel weit vor sich aufgespannt.

Sie sehen also: Der Ausflug nach Bremen hat sich gelohnt! Die Ohm Walsh Community wurde wieder um einige Mitglieder erweitert, und alle waren überzeugt, dass wir hier das Richtige tun, um diese Ausnahmelautsprecher wieder in Europa bekannt zu machen.

Vielen Dank an Ute und Frank, die uns wieder einmal Vorführmöglichkeiten boten. An Ralph Eitelbach, der mich tatkräftig bei der Organisation unterstützte und das Risko des Transports der  Ohm F auf sich nahm. Und natürlich ganz besonders an den glücklichen Besitzer der Ohm A, der mit seiner M 100 einen solide Basis für die Hörsession bereitstellte, und mit seiner Ohm A das Highlight für alle Ohm Walsh Fans setzt.

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